Zu Besuch im neuen Heim des Geheimdienstes

Dieses Paradox aufzulösen, versucht die Architektur der neuen BND-Zentrale. Vielleicht am besten gelungen ist dies hier, im südlichen Atrium.

Neben einigem Lob stieß die Architektur des neuen BND-Gebäudes auch vielerorts auf deutliche Kritik: So wurde die Fassaden-Struktur mit Schießscharten verglichen.

Und so hatte der Auslandsgeheimdienst seine Besucher bislang begrüßt. Seit den 1950er Jahren residierte der BND in Pullach, südlich von München - in Gebäuden, die zwei Jahrzehnte zuvor für Mitarbeiter der Nazi-Partei NSDAP gebaut wurden.

Unter dem BND-Gelände befindet sich auch eine Bunkeranlage. Das Haus darüber war einst Wohnsitz von Martin Bormann, dem Leiter der Partei-Kanzlei der NSDAP und einem Vertrauten von Adolf Hitler.

Ab 1947 wurden die Gebäude der sogenannten "Reichssiedlung Rudolf Heß" vom BND-Vorläufer "Organisation Gehlen" genutzt. Der von den US-Behörden mit deutschem, nicht selten NS-belastetem Personal gegründete Nachrichtendienst wurde später zum BND und behielt seinen Sitz in Pullach. In der zum Klubhaus umgewidmeten Bormann-Villa feierten nun amerikanische und deutsche Spione.

Die Präsidentenvilla in Pullach 2016 vom Garten aus gesehen. Die Skulpturen stammen aus der Zeit, in der das Gebäude als Bormanns "Stabsleiterhaus" errichtet wurde. Mit dem BND-Umzug nach Berlin steht das Haus nun leer.

Knapp zehn mal zwanzig Meter misst der liegende Koloss aus wetterfestem Stahl, den Stefan Sous auf die Vorfahrt der neuen BND-Zentrale gelegt hat. Sein Monolith will die strenge Architektur des Baus stören und sich rätselhaft geben - eben ganz so wie ein Geheimdienst.

Hier im neuen Lagezentrum nimmt von nun an der Präsident des Bundesnachrichtendienstes Platz - derzeit ist es Bruno Kahl. Es war ein langer und teurer Weg bis hierher: Die Einrichtungskosten etwa für Möbel und Technik werden auf 206 Millionen Euro beziffert, die Kosten des Gesamtumzugs von Pullach nach Berlin auf knapp 5 Millionen Euro.

Wie der Stahl-Koloss vor dem BND-Gebäude will auch sie nicht ganz hierher passen: Eine von zwei Metall-Palmen, die sich zum BND-Bau in Berlin-Mitte gesellt haben. Hoch schossen Spekulationen ins Kraut, es handle sich um versteckte Abhörtechnik. Laut dem Bundesamt für Bauwesen handelt es sich aber um "Kunst am Bau".