Ukraine: Russland meldet militärische Erfolge – DW – 27.05.2024
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Konflikte

Ukraine: Russland meldet militärische Erfolge

27. Mai 2024

Seit Wochen verstärkt Moskau seine Luftangriffe auf die Region Charkiw im Norden des Landes. Der ukrainische Präsident Selenskyj fordert zusätzliche militärische Hilfe von der NATO.

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Russischer Angriff auf einen Baumarkt in Charkiw (25.5.)
Bei einem russischen Luftangriff auf einen Baumarkt in Charkiw sind am 25. Mai viele Menschen ums Leben gekommenBild: Anadolu/picture alliance

Russland verkündet Erfolge an zwei Frontabschnitten in der Ukraine. In der Region Charkiw im Norden des Landes sei das Dorf Iwaniwka eingenommen worden, teilte das Verteidigungsministerium mit. Und im Donbass sei das Dorf Netailove besetzt worden (siehe Karten).

Seit Anfang Mai hat Russland im Krieg gegen die Ukraine seine Offensive im Norden der Region Charkiw verstärkt. Laut Medienberichten haben russische Streitkräfte einige der neuen ukrainischen Befestigungsanlagen gestürmt und mehrere Städte und Dörfer in der Region eingenommen.

Nach Angaben der ukrainischen Streitkräfte hingegen wurden vor kurzem Stellungen in der Nähe des Dorfes Lypzi (nördlich der Stadt Charkiw) zurückerobert. Der Sprecher der ukrainischen Streitkräftegruppe Chortyzja, Oberstleutnant Nazar Woloschyn, erklärte am 26. Mai, dass die ukrainischen Streitkräfte die russischen Streitkräfte aus ihren Stellungen nördlich von Lypzi verdrängt hätten.

Schwierige Evakuierung

In der Stadt Wowtschansk lieferten sich russische und ukrainische Streitkräfte Gefechte, während die Polizei sich bemühte, Zivilisten zu evakuieren. Die Metropole Charkiw, zweitgrößte Stadt der Ukraine mit rund 1,4 Millionen Einwohnern, ist seit mehreren Wochen massiven und kontinuierlichen Luftangriffen ausgesetzt.

Bereits am 25. Mai waren bei einem russischen Angriff auf einen gut besuchten Baumarkt in Charkiw mindestens elf Menschen ums Leben gekommen. Zunächst war die Zahl der Toten mit sechs, die der Verletzten mit 40 angegeben worden.

Am 23. Mai gingen mindestens 15 russische S-300-Raketen in den Städten Charkiw, Lubotyn und Zolotschiw nieder, so der Gouverneur der Region, Oleh Syniehubovt. Er riet den Bewohnern, in den Luftschutzkellern zu bleiben.

Truppenbewegung im Grenzgebiet

Das Institute for the Study of War (ISW) bestätigte die Angaben in seinem jüngsten Lagebericht. Am 26. Mai veröffentlichte geografische Aufnahmen zeigten, dass russische Streitkräfte kürzlich in den Südosten von Iwaniwka vorgedrungen seien.

Laut dem US-amerikanischen Institut für Kriegsbeobachtung in der Ukraine sind die russischen Streitkräfte derzeit dabei, die nördliche Truppengruppierung im Grenzgebiet zur Ukraine auf ihre gemeldete geplante Endstärke zu bringen. Bis dieses Ziel erreicht sei, würden wahrscheinlich nur begrenzte Offensivoperationen entlang der Achse Sumy-Charkiw durchgeführt, heißt es im jüngsten Lagebericht.

Allerdings übten selbst begrenzte russische Offensivoperationen in diesen Gebieten erhöhten Druck auf die ukrainischen Streitkräfte aus. Dies wiederum könnte es den russischen Streitkräften ermöglichen, taktische Stützpunkte zu errichten, um nachfolgende Operationen entweder nordwestlich der Stadt Charkiw oder in Richtung der Stadt Sumy zu unterstützen.

Selenskyj fordert westliche Waffen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach den tödlichen Bombenangriffen auf die grenznahe Großstadt Charkiw das Recht auf einen Einsatz westlicher Waffen gegen russisches Gebiet gefordert.

Die NATO unterstützt die Forderung. Bei ihrer Frühjahrstagung in der bulgarischen Hauptstadt Sofia wurde eine entsprechende Erklärung verabschiedet. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg erklärte gegenüber Nachrichtenagenturen, die Zeit sei gekommen, einige Einschränkungen für den Einsatz der bereitgestellten Waffen aufzuheben.

NATO-Mitglied Deutschland lehnt die Forderung bisher ab. So erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz jüngst bei einem Bürgergespräch in Berlin, dass er derzeit keinen Anlass sehe, die mit der Ukraine vereinbarten Regeln für den Einsatz der gelieferten Waffen zu lockern.


apo/pf (dpa)