Osttimors junge Demokratie wählt ein neues Parlament

Konjunktur, Kampf gegen Korruption und Bildung sind die dominierenden Wahlkampfthemen in der ehemaligen portugiesischen Kolonie. 750.000 Wahlberechtigte können am Samstag ihre Stimme abgeben. Am Flughafen Baucau, ca. 130 Kilometer östlich von der Hauptstadt Dili, wirbt die regierende Partei CNRT um Stimmen.

Während der Besetzung durch Indonesien (1975-1999) kam in Osttimor nahezu ein Drittel der Bevölkerung durch Unruhe und Aufstände ums Leben. Schließlich wurde 2002 nach einer dreijährigen UN-Übergangsperiode ein demokratischer Parlamentarismus etabliert. Zu Frieden und Versöhnung fühlen sich nun alle Parteien verpflichtet.

Osttimor gilt als Vorzeigebeispiel demokratischer Staaten in Südostasien. Hier feiern Anhänger der Koalitionspartei Fretilin, die seit 2012 mit CNRT zusammen das Land regiert. Das Parlament wird für fünf Jahre gewählt. Der Präsident wird ebenso wie das Parlament auch direkt vom Volk gewählt, hat aber nur symbolische Befugnisse.

…ist der erste Präsident, Xanana Gusmao, der nun Parteivorsitzender des Nationalkongresses für den timoresischen Wiederaufbau (CNRT) ist. Der ehemalige Widerstandskämpfer wurde 1992 vom indonesischen Militär während der Besetzung zu lebenslanger Haft verurteilt, konnte aber 1999 nach der Volksabstimmung nach Osttimor zurückkehren.

Osttimor gehört mit einem jährlichen Pro-Kopf-Einkommen von etwa 2400 US-Dollar zu den ärmsten Ländern der Welt. 90 Prozent der Steuereinnahmen in diesem katholischen Land stammen aus der Ölindustrie. Die neue Regierung muss verstärkt auf Landwirtschaft, Fischerei und Tourismus setzen.

Die 2011 gegründete Partei KHUNTO scheiterte bei den letzten Wahlen 2012 knapp an der Drei-Prozent-Hürde. Die Vorsitzende Armanda Berta dos Santos will jetzt den politischen Durchbruch schaffen. Nach der letzten Umfrage liegt KHUNTO derzeit bei vier Prozent.

Taur Matan Ruak, bis Mai 2017 Präsident von Osttimor, verzichtete auf eine zweite Präsidentschaft, um mit der 2015 gegründeten Partei der Volksbefreiung (PLP) an den Parlamentswahlen teilnehmen zu können.

Wie bei der Präsidentschaftswahl im März (Foto) wird auch am Samstag eine hohe Wahlbeteiligung erwartet. Offizielle Ergebnisse werden voraussichtlich am 4. August verkündet.