Kunst steht Kopf: Witziges von Erwin Wurm

Dieser überdimensionierte Boxhandschuh auf einem Sockel vor dem Museum Küppersmühle und zieht die Blicke in Duisburg auf sich. Ein weiteres Exemplar steht in der Luther-Ausstellung in Wittenberg. An der Stelle des Ringfingers gibt es eine Delle. Ist ein Auto darübergefahren? Trockener Humor wie er typisch ist für das Werk des Österreichers Erwin Wurm.

Noch ist die Skulptur halb eingepackt. Die Ausstellung (Eröffnung 7.7.2017) befindet sich zum Zeitpunkt der Aufnahme noch im Aufbau. Dabei sieht die Plastikfolie fast so aus, als gehöre sie zum Kunstwerk. Wurms dicke Menschenskulpturen sind ernst gemeinte Hingucker: "Erst lacht man. Wenn man aber noch mal und vielleicht nochmal hinschaut, manifestiert sich eine tiefere Bedeutung", sagt Wurm dazu.

Mit seinen "Fat Cars" hat der österreichische Bildhauer weltweit Furore gemacht. Sie tauchen in unterschiedlichen Varianten in fast jeder seiner Ausstellungen auf. In der Doppelausstellung in Duisburg hat er im Museum Lehmbruck einen aufgeblasenen Porsche Carrera platziert: Seine künstlerische Antwort auf den zeitgeistigen Auto-Fetischismus, wie er das nennt.

Ihn interessiere das bildhauerische Prinzip, die Erweiterung der Sehggewohnheiten, weniger die Skulptur als klassische Form, erläutert Erwin Wurm sein Arbeitsprinzip. "Es gibt immer zwei Kunstwerke: das eine ist in meinem Kopf, das andere steht vor mir. Wenn beide kongruent sind, ist es optimal. Das ist aber nie der Fall."

Mit seinen "Fat Cars" und anderen Skulpturen im XXL-Format ist Wurm international bekannt geworden. Aber der Bildhauer arbeitet auch gerne in kleineren Dimensionen. Im Lehmbruck Museum in Duisburg wirken diese Skulpturen fast wie Modelle. Auch ihnen gelingt es, auf den ersten Blick zu irritieren, um den Betrachter aufzufordern, genauer hinzuschauen.

Erwin Wurms spezieller Humor macht auch vor sich selbst als Kunstfigur nicht Halt. Hier nimmt er auf das bekannte Sinnbild der drei Affen Bezug - mit kräftiger Ironie. Doch anders als beim Affensymbol scheint er sehr gut zu sehen, zu hören, und die Spezie Mensch genauestens zu beobachten. Hintergründig klingen in seinem Arbeiten häufig bissige gesellschaftskritische Töne an.

Nicht nur seine Skulpturen strotzen vor Gigantismus. Auch sein Konterfei bläht Erwin wurm riesig auf. Das Künstler-Ich grinst dem Betrachter von einer wandfüllenden Fototapete entgegen, die die Räume im Anbau des Museum Lehmbruck in Duisburg zur Installation macht. Hier ein Suchbild für Hingucker: Wer ist der lebende Künstler??

LKW küsst Erde: Erwin Wurm bespielt auf der diesjährigen Biennale in Venedig (2017) den Nationen-Pavillon von Österreich. Zusammen mit der Lichtkünstlerin Brigitte Krowanz hat er außen und innen seine sehr speziellen Skulpturen publikumswirksam aufgebaut: als Blickfänger ein begehbarer LKW. Innen sorgen seine "One Minute Skulpturen" für Besucherandrang.