"Koa Wiesn": München ohne Oktoberfest

Samstagmittag auf dem Wiesn-Gelände: Vereinzelt sitzen Menschen auf der Freitreppe unterhalb der Bavaria-Statue. "Ozapft is", rufen einige wenige Besucher um Punkt 12 Uhr. Jetzt hätte eigentlich Oberbürgermeister Dieter Reiter die erste Maß gezapft. Ansonsten bleibt es zum Zeitpunkt der geplanten Oktoberfest-Eröffnung ruhig. Denn das Bier fließt woanders.

Nicht der aktuelle, aber zumindest der ehemalige Münchner Oberbürgermeister Christian Ude zapft um Punkt 12 am Samstag in der Schillerbräu-Schenke das erste Bier. Auch in anderen Wirtshäusern werden die Fässer angestochen. Mit der "Wirthaus-Wiesn" wollen etwa 50 Wirte bis Anfang Oktober für ein wenig Oktoberfeststimmung sorgen - und zumindest einen Teil des wirtschaftlichen Schadens wettmachen.

Auch vor der ehemaligen Luitpold-Kaserne sind Bierbänke aufgereiht - in Form eines riesigen Herzens. In der Mitte genießen Besucher frisch gezapftes Bier. Doch Sicherheitsabstand muss sein. Erst am Freitag hatte München die kritische Marke von 50 Infektionen pro 100.000 Einwohner überschritten - zum ersten Mal seit April.

Die Münchner Rolf und Ildi lassen es sich nicht nehmen, auf der Theresienwiese mit einem Bier anzustoßen. Das ist aber - hoffentlich - alkoholfrei. Denn auf dem eigentlichen Festgelände gilt seit dem Morgen ein Alkoholverbot. Damit sollen wilde "Wiesn"-Partys mit unkontrolliertem Infektionsrisiko verhindert werden.

Wer hat den da wohl vergessen? Ein halb gefüllter Bierkrug steht einsam auf dem Oktoberfest-Gelände. Dahinter patrouilliert eine Gruppe Polizisten. Die Polizei war nach eigenen Angaben mit 60 Beamten im Einsatz, um das Alkoholverbot auf der Theresienwiese zu kontrollieren.

Diese Gruppe Wiesn-Fans hat es sich vor der Bavaria-Statue bequem gemacht. Im Dirndl und mit einer Brezel in der Hand kommt dabei fast so etwas wie Feststimmung auf. Und wer mag bei Sonnenschein und strahlend blauem Himmel schon in Bierzelten sitzen?