Die vielen Gesichter des Uli Hoeneß

Kein Gegenkandidat und die Unterstützung "seines" FC Bayern München: Neun Monate nach der Haftentlassung Ende Februar ist Uli Hoeneß als Präsident des erfolgreichsten deutschen Fußballvereins zurückgekehrt. Sein Nachfolger Karl Hopfner räumte das Feld. Damit stand einem Comeback nichts mehr im Wege.

Ende Februar ist Uli Hoeneß nach 637 Tagen in Haft wieder ein freier Mann. Der ehemalige Präsident des FC Bayern München wird vorzeitig entlassen. Nach Medienberichten feiert Hoeneß seine Entlassung mit lauter Musik und Blaskapelle - nicht gerade eine leise Rückkehr.

Dieser Ausruf auf der Mitgliederversammlung des FC Bayern im Mai 2014 ließ bereits erahnen, was Hoeneß plante. Er will an die Klub-Spitze zurückkehren. Gespräche mit den Kollegen Matthias Sammer und Karl-Heinz Rummenigge fanden schon während der Haftzeit statt. Der Weg war geebnet.

13. März 2014: Hoeneß wird der Steuerhinterziehung 28,5 Millionen Euro schuldig gesprochen und zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Die Staatsanwaltschaft hatte deutlich mehr gefordert: fünf Jahre und sechs Monate. Am 2. Juni 2014 tritt er seine Haftstrafe an - der tiefe Fall eines deutschen Fußball-Helden.

Gemeinsam mit Gerd Müller bildet Uli Hoeneß einst das gefährlichste Sturmduo Europas. Aber schon mit 27 Jahren muss er verletzungsbedingt aufhören. Das Knie macht nicht mehr mit. Dreimal gewinnt er zuvor mit dem FC Bayern sowohl die Meisterschaft als auch den Europapokal der Landesmeister und wird als Nationalspieler Europa- und Weltmeister.

2013 holt der FC Bayern München das Triple aus Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions-League. "Ein unglaubliches Jahr. Die beeindruckendste, die schönste Zeit, die wir in 113 Jahren FC Bayern erleben", sagt der Klubchef, gegen den ein Haftbefehl vorliegt, der aber außer Vollzug gesetzt wird.

Beim sportlichen Höhepunkt nach dem grandiosen und geschichtsträchtigen Jahr des FC Bayern München ist Uli Hoeneß am persönlichen Tiefpunkt. Auf der Jahreshauptversammlung fließen Tränen, die Mitglieder feiern ihren Präsidenten. Der schließt einen Rücktritt aus.

Auch dafür steht Uli Hoeneß: Er hilft und rettet, wo er nur kann. Vereine wie der FC St. Pauli und sogar Liga-Konkurrent Borussia Dortmund profitieren von der Großzügigkeit. Auch ehemalige Teamgefährten wie der ehemalige alkoholkranke Gerd Müller und Spieler wie Sebastian Deisler (Burnout-Syndrom) oder Dietmar Hamann (Alkohol- und Spielsucht) können in der Not auf seine Hilfe zählen.

Politiker wie Edmund Stoiber oder Angela Merkel schütteln Uli Hoeneß gern die Hand. Seit der Steueraffäre ist das Verhältnis zur Bundeskanzlerin allerdings abgekühlt. Sie ließ ausrichten, dass sie enttäuscht sei. Merkel habe großen Respekt vor dem sozialen Engagement des Bayern-Präsidenten. Nun sei aber eine "traurige Facette" hinzugekommen.

Uli Hoeneß kann nicht nur mit großen Bällen zaubern - auch mit den kleinen weißen kennt er sich gut aus. In seiner Freizeit spielt der Bayern-Präsident gern eine Runde am Tegernsee. Und wer weiß - vielleicht ist auch so manch ein Spieler-Geschäft auf dem Golfplatz entstanden.

Privates gibt es von Uli Hoeneß kaum zu lesen, seit über 40 Jahren ist er mit Ehefrau Susanne verheiratet, seine beiden Kinder Sabine und Florian sind erwachsen. Zu Hause lässt Hoeneß es ruhig angehen, Schlagzeilen über familiäre Skandale sucht man vergebens. Die Steueraffäre steht die Familie gemeinsam durch.

Der Sohn eines Metzgermeisters gründet 1985 die Wurstfabrik HoWe Wurstwaren in Nürnberg, die bis heute große Unternehmen wie Aldi oder McDonald's beliefert. Auch hierher stammt das Vermögen von Uli Hoeneß. Die Firma hat mittlerweile Sohn Florian übernommen.

Der Platz hinten rechts rettet ihm das Leben: Auf dem Weg zu einem Freundschaftsspiel der deutschen Nationalmannschaft stürzt Uli Hoeneß am 17. Februar 1982 mit einem Privatflugzeug ab - und überlebt als einziger. Drei Menschen sterben. Hoeneß, der zum Unglückzeitpunkt schläft, zieht sich nur leichte Blessuren zu und kann sich bis heute an nichts erinnern.

Ein Streit im ZDF-Sportstudio ist der Beginn einer Feindschaft, die 2000 im Kokain-Skandal um Christoph Daum gipfelt: Uli Hoeneß bezichtigt den designierten Bundestrainer Daum des Drogenkonsums, der muss nach einer positiven Haarprobe das Feld räumen. Zu der Steueraffäre sagt Daum: "Das hätte ich ihm nie zugetraut. Ich hoffe, dass er heil da rauskommt."

Ein gefundenes Fressen ist der Steuerskandal für den deutschen Karneval: Auf dem Mainzer Rosenmontagszug karikierten die Narren Hoeneß' Selbstanzeige als klassisches Eigentor.