Cancel Culture: Diese Künstler werden im Internet boykottiert

Johnny Depp (Foto) wurde 2021 beim spanischen Filmfestival San Sebastian für sein Lebenswerk geehrt - den Vorwürfen häuslicher Gewalt zum Trotz. Seit Juli 2020 beschäftigt sich ein Gericht mit den Anschuldigungen seiner Ex-Frau Amber Heard. Solange es keine Klarheit gebe, dürfe man Depp nicht für eine ganze Karriere ehren, so die Kritik.

R&B Star R. Kelly hat mit seiner Musik viele Künstler geprägt. 2021 wurde er wegen sexuellen Missbrauchs schuldig gesprochen. Schon während des langwierigen Prozesses hatte sich ein Großteil der Öffentlichkeit gegen ihn gewandt - in den Sozialen Netzwerken wird er seitdem geächtet.

Die deutsche Sängerin ist wegen Äußerungen gegen Corona-Maßnahmen in die Kritik geraten: Bei Auftritten ermutigte sie ihre Fans, Hygiene- und Abstandsregeln zu missachten. Eine Pandemie-Leugnerin sei sie nicht, behauptet die Sängerin. Doch erst kürzlich feierte sie gemeinsam mit bekannten Verschwörungstheoretikern. Die Konsequenz: Bereits zwei Veranstalter sagten in diesem Sommer ihre Konzerte ab.

Woody Allen habe die gemeinsame Adoptivtochter Dylan missbraucht - seit 1992 beschuldigt Schauspielerin Mia Farrow ihren Ex-Mann. Obwohl es in diesem Fall nie ein Gerichtsurteil gab, bleibt er im Gedächtnis der Öffentlichkeit. 2021 ließ die HBO-Dokuserie "Allen V. Farrow" wieder aufhorchen. Kollegen distanzierten sich daraufhin von dem Regisseur, Amazon kündigte einen Produktionsvertrag.

Auch im Fall Michael Jackson überschatten seit langem Missbrauchsanschuldigungen sein künstlerisches Lebenswerk. Die Vorwürfe, die zuletzt im Film "Leaving Neverland" (2019) wieder zur Sprache kamen, waren so eindringlich und emotional vorgetragen wie vielleicht noch nie: Weltweit strichen Radiosender daraufhin die Lieder des einstigen "King of Pop" aus ihrem Programm.

Neu waren auch diese Vorwürfe nicht: Autor Peter Handke verharmlose in seinen Werken und bei Auftritten Kriegsverbrechen, die Serben während des Jugoslawienkriegs begangen haben sollen. Hitzig wurde die Debatte, als Handke 2019 den Literaturnobelpreis erhielt. Die Schwedische Akademie solle ihn zu einer Entschuldigung drängen, so die öffentlichen Forderungen. Handke machte keine Zugeständnisse.

Im Frühjahr 2011 kündigte das Pariser Luxuslabel Dior die langjährige Zusammenarbeit mit seinem Chefdesigner auf. Antijüdische und rassistische Beleidigungen vor einem Pariser Bistro hatten damals die Öffentlichkeit schockiert. Auch Dior-Werbegesicht Natalie Portman, selbst bekennende Jüdin, wandte sich ab. Lange blieb Galliano aber nicht verbannt: Sein Comeback gelang 2015 bei Maison Margiela.

280 Zeichen reichten J.K. Rowling, um sich selbst in Misskredit zu bringen. Wiederholt twitterte sie darüber, wie das biologische dem sozialen Geschlecht übergeordnet sei - Aussagen, die insbesondere Trans-Menschen hart trafen und treffen. Der Gegenwind im Netz ist enorm, Queer-Vereinigungen laufen weiterhin gegen die Harry-Potter-Autorin Sturm. Rowling aber bleibt bei ihren Aussagen.

Im Zuge der #MeToo-Kampagne wurden auch Vorwürfe gegen Kevin Spacey laut. Ein Kollege behauptete, als Minderjähriger von Spacey missbraucht worden zu sein. Dieser twitterte daraufhin, er erinnere sich nicht an den Vorfall. Vorwürfe und Klagen dutzender anderer mutmaßlicher Opfer folgten. Spacey meidet seitdem die Öffentlichkeit. Netflix hat ihn aus seiner Serie "House of Cards" gestrichen.

Die US-Version von "The Voice" verhalf Melanie Martinez 2012 zu weltweiter Berühmtheit. Fünf Jahre später, 2017, erhob eine ehemalige Freundin auf Twitter Vorwürfe, die Sängerin habe sie in der Vergangenheit missbraucht. Im Netz entbrannten wütende Diskussion. Zu einem Gerichtsverfahren kam es indes nie.

Unter dem Hashtag "FireGinaCarano" wurde die Produktionsfirma Disney+ schon 2020 aufgerufen, die Schauspielerin ("The Mandalorian") zu entlassen. In Sozialen Medien hatte Carano unter anderem die Verschwörungstheorie um Betrug bei der US-Wahl verbreitet. Als sie 2021 andeutete, Konservative in den USA würden behandelt wie jüdische Menschen im Nazi-Regime, kündigte Disney ihr tatsächlich.

Dieser Skandal löste 2017 die #MeToo-Proteste maßgeblich aus: Mehr als 90 Schauspielerinnen, darunter etwa Angelina Jolie und Salma Hayek, warfen Weinstein vor, sie sexuell belästigt oder missbraucht zu haben. Die Oscar-Academy entließ ihn daraufhin, sogar seine eigene Produktionsfirma trennte sich von ihm. 2020 wurde Weinstein zu 23 Jahren Haft verurteilt.