Budapest: Rumbach-Synagoge erstrahlt in neuem alten Glanz

Gebaut wurde die Synagoge 1869-1872 nach Plänen des damals noch jungen österreichischen Architekten Otto Wagner, der später zu einer Leitfigur des Wiener Jugendstils wurde. Der alten Tradition entsprechend entwarf Wagner einen achteckigen zentralen Raum, der sich auf die Bima, den Platz, von dem aus die Tora verlesen wird, konzentrierte.

Die Bima ist von einem durchbrochenen, spitzenartigen Geländer umgeben. Gusseiserne Strukturen treten an mehreren Stellen auf und wirken wie Jahrhunderte alte Schnitzereien.

Beim Eintritt in die Synagoge hat man das Gefühl, man wäre in der Alhambra, dem mittelalterlichen Palast in Granada: Die Ornamente an den Wänden erinnern an den berühmten Gebäudekomplex in Spanien. Die Rumbach-Synagoge ist laut dem Kunsthistoriker Rudolf Klein "ein historisches Bindeglied zwischen Orient und Jugendstil".

1941 versammelten hier die ungarischen Behörden Juden "ungeordneter Staatsbürgerschaft", bevor sie diese in das besetzte ukrainische Kamenez-Podolsk deportierten. Die meisten wurden dort von der SS umgebracht. 1944 erstreckte sich hier eine der Mauern des Budapester Ghettos. Da die Rumbach-Synagoge innerhalb der Mauern lag, wurde sie noch für religiöse Zwecke genutzt.

Der Wiederaufbau war mit vielen Herausforderungen verbunden, da alles in Trümmern lag. Das Gebäude hatte nicht einmal Fenster, die Türen und Säulen mussten restauriert und die Dekoration aufgrund früherer Innenumbauten neu gestaltet werden. Die Architekten Tamás König und Péter Wagner erstellten zusammen mit dem Kunsthistoriker Ferenc Dávid die Sanierungspläne.

Die Synagoge wurde zu einem flexiblen, multifunktionalen Gebäude. Der Architekt Kornél Baliga verwendete bei der Restaurierung der Bima die verbliebenen Originalelemente und zeitgenössische Lampen. Da das Gebäude zugleich jüdisches Gebetshaus und Kulturraum ist, kann der Schrank in der Raummitte in einen Schacht versenkt werden. Der Saal ist ideal für Konzerte und Aufführungen.

Um den sakralen Charakter der Synagoge wiederherzustellen, war es die Aufgabe, das zuvor komplett zerlegte Tora-Kabinett nachzubauen. Die restlichen Stücke, die es in der Ruine noch gab, konnten bei der Neugestaltung als Muster verwendet werden.

Der achteckige Innenraum wird von einer hohen und reich verzierten Kuppel geschlossen. Darunter befinden sich acht schlanke Eisensäulen und maurisch beeinflusste Alhambra-Säulenköpfe. Orientalische und typisch geometrisch gestaltete Pflanzenmuster, die als Vorläufer des Jugendstils gelten können, werden sequentiell wiederholt.

Im Erdgeschoss gibt es eine Garderobe, auf den anderen Ebenen ein Café, ein Forschungszentrum und Ausstellungsräume. Das Schlüsselwort des neuen Komplexes ist Koexistenz. In diesem Raum können sich Menschen aller Religionen, diverser Hintergründe und Hautfarben treffen. Die Synagoge gilt als religiöser und kultureller Begegnungsraum.

Die restaurierte "Kleine Synagoge" an der Rumbach-Sebestyén-Straße in Budapest ist ein "Juwel an der Donau". Am 10. Juni 2021 wurde sie feierlich wiedereröffnet.